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Juniorstudium parallel zur Schule – ein Bericht 

09.11.2020 | Aktuelles

Am 4. November begann das vierte Semester meines Juniorstudiums im Fach Physik. Und damit beginnt auch wieder mein „Doppelleben“. Schul- und Universitätsveranstaltungen muss ich unter einen Hut bekommen. Wie ich diese Belastung bewältige und wer für ein Juniorstudium in Frage kommt, könnt Ihr hier aus erster Hand erfahren.

Ich bin in der 12. Klasse und gerade 17 geworden. Dass ich nebenbei seit bald zwei Jahren Physik studiere, überrascht die meisten, denen ich davon berichte. Für sie wirkt das manchmal unerreichbar. Doch für einige unserer Schüler könnte es sich durchaus um eine denkbare – und sicherlich lohnende – Option handeln. Eins muss ich jedoch vorweg sagen: Ein Juniorstudium ist nicht für jeden geeignet. Charakterlich sollte der Juniorstudent einige Anforderungen erfüllen. Welche das in meinen Augen sind, werde ich später noch darlegen.

MEINE GESCHICHTE

Zunächst zu meiner eigenen Geschichte. Ich habe mein Juniorstudium im zweiten Halbjahr der zehnten Klasse aufgenommen. Als Fach wählte ich damals Physik, da mich schon immer interessiert hat, wie die Welt funktioniert. Bei diesem Fach bin ich auch geblieben; Fachwechsel sind aber grundsätzlich möglich. In den ersten drei Semestern habe ich nacheinander die Physikmodule I bis III absolviert. Für Interessierte: Im ersten Semester geht es um Klassische Mechanik und Thermodynamik, im zweiten Semester um Elektrodynamik und im dritten um Quantenmechanik. Jetzt beschäftige ich mich mit dem Modul „Mathematik für Physiker I“. Dieses wird bei einem regulären Physikstudium im ersten oder zweiten Semester belegt. Die Klausuren zu Physik I und II habe ich mitgeschrieben und bestanden. Im dritten Semester habe ich die Klausur nicht mitgeschrieben.

ABLAUF

Als Juniorstudent nimmt man an den Vorlesungen und Übungen teil, für die man angemeldet ist. Dabei handelt es sich um dieselben Veranstaltungen, die auch ein regulärer Student besucht. Man ist also „allein“ unter Erwachsenen. Das kann anfangs etwas abschreckend sein. Letztlich stellt sich aber heraus, dass die meisten Anwesenden aus denselben Gründen dort sind. Sie interessieren sich für das Fach. Man befindet sich also tatsächlich eher unter „Gleichgesinnten“. Eine angenehme Erfahrung.

In den allermeisten Fällen werden die Vorlesungen in der Schulzeit liegen. Dafür wird man als Juniorstudent vom Unterricht freigestellt. Universitätsveranstaltungen gehen in dieser Hinsicht vor. Dafür werden aber von Seiten der Schule hohe Anforderungen an den Juniorstudenten gestellt. Dieser muss die Unterrichtsinhalte eigenständig in seiner Freizeit nachholen. Das ist ein nicht zu vernachlässigender Bestandteil des Studiums und sorgt dafür, dass es noch zeitaufwändiger ist, als ohnehin schon.

An Klausuren kann teilgenommen werden. Es gibt diesbezüglich jedoch keine Verpflichtungen. Wenn die Klausur bestanden wurde, wird diese in einem späteren Regelstudium angerechnet und das Modul muss nicht wiederholt werden. Dadurch kann ein Juniorstudium das Regelstudium verkürzen.

Grundsätzlich ergeben sich dadurch zwei wesentliche Möglichkeiten, ein Juniorstudium aufzufassen: Als „Schnupperkurs“ zum Studienalltag oder als vorgezogener Studienbeginn. Es ist aber besser, nicht zu ambitioniert in ein Juniorstudium zu starten. Es sollte am Anfang als „Schnuppern“ angesehen werden. Gegebenenfalls könnt Ihr später (wenn Ihr dann vollends überzeigt seid) noch zur zweiten Variante übergehen. So ist es auch bei mir gewesen. Um diese Möglichkeit offenzuhalten, sollte man aber von Anfang an voll dabei sein.

VORAUSSETZUNGEN

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um ein Juniorstudium beginnen zu können? An der Universität Hamburg werden für eine Bewerbung folgende Unterlagen benötigt: Der Bewerbungsbogen, das aktuelle Zeugnis, ein Gutachten einer Lehrkraft, die Euch gut kennt und eine schriftliche Bestätigung der Schulleitung. Neuerdings muss zusätzlich eine Anmeldung auf „STiNE“ erfolgen, dem Studieninfonetzwerk der Uni Hamburg. Zum Bewerbungsverfahren erfahrt ihr mehr auf der Internetseite der Universität. Ein Juniorstudium ist kostenfrei.

Ihr solltet die Fähigkeit zur Selbstorganisation besitzen. Diese ist in einem Juniorstudium entscheidend. Man muss den Überblick darüber behalten können, was noch zu erledigen bzw. nachzuholen ist. Außerdem muss man viel freie Zeit haben. Je nach Studiengang fallen neben den Anwesenheitszeiten auch noch Übungszettel an. Diese sind für reguläre Studenten ausgelegt, welche nicht auch noch mit der Schule beschäftigt sind. Man darf ebenfalls nicht vergessen, dass man in den meisten Fächer gute Ergebnisse erzielen sollte. Der Stundenplan kann unter Umständen ungünstig liegen. Daher sollte man in jedem Fach dazu in der Lage sein, autodidaktisch den Stoff nachzuholen. Das ist unter Umständen abhängig vom Fach unterschiedlich schwer.

CORONA

Der ein oder andere hat sich sicher schon gefragt, was sich an den Universitäten wegen der Covid-19-Pandemie geändert hat. An der Universität Hamburg wurde coronabedingt der Start des letzten und der aktuellen Semesters nach hinten verschoben. Außerdem finden die meisten Veranstaltungen online statt. Dass hat Vor- und Nachteile für einen Juniorstudenten.

Leider fällt der persönliche Kontakt zu anderen Studenten fast vollständig weg. Ebenfalls fehlt häufig der zeitliche Zwang: Manche Veranstaltungen finden nicht live statt und können somit zu jeder Zeit abgerufen werden. Hier darf man nicht dazu übergehen Vorlesungen aufzuschieben, sondern sie möglichst regelmäßig und unverzüglich ansehen. Es liegt hierbei in der eigenen Verantwortung, am Ball zu bleiben.

Vorteilhaft kann es aber sein, dass Fahrtwege wegfallen und die zeitliche Flexibilität erweitert wird. Dadurch kann es gelingen, weniger Unterricht zu verpassen.

FAZIT

Ich empfinde mein Juniorstudium als sehr lohnend. Ich sammele wichtige Erfahrungen und das sollte dabei immer im Vordergrund stehen. Außerdem bilde ich mich fachlich weiter und verkürze meine spätere Studienzeit (ich möchte mein Studium nach dem Abitur fortsetzen). Zwei positive Nebeneffekte.

Wenn Ihr selbst nun über die Aufnahme eines Juniorstudiums nachdenkt, solltet ihr die Sache zunächst ausführlich mit Eurem Klassenlehrer/Tutor besprechen. Geht in Euch und überlegt, ob Ihr Euch die entstehende Doppelbelastung wirklich zutraut. Informiert Euch außerdem auf Internetseite der Universität zum Thema (siehe Link unten).

Zuletzt möchte ich noch darauf hinweisen, dass ich hier natürlich nur von den Bedingungen an der Universität Hamburg berichten konnte. Es gibt auch andere Hochschulen in Hamburg, die Juniorstudiengänge anbieten.

Nils T. (S3)

 

Seite der UHH zum Juniorstudium: https://www.uni-hamburg.de/schule-und-uni/juniorstudium.html

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