Seid Menschen!
Margot Friedländer ist mit 103 Jahren gestorben
„Was war, können wir nicht mehr ändern, aber es darf nie wieder geschehen.“
Tausende Schülerinnen und Schüler haben ihre Geschichte gehört, jahrzentelang trat sie als Mahnerin auf: Margot Friedländer war als Holocaust-Zeitzeugin unermüdlich. Nun ist sie am 9. Mai 2025 ist Margot Friedländer im Alter von 103 Jahren verstorben
Mit ihr verlieren wir eine der letzten Zeitzeuginnen der Shoa – eine Frau, die mit ihrer Haltung, ihrer Würde und ihrer Liebe zum Leben viele Menschen tief bewegt und inspiriert hat.
Im September 2023 durften wir, die Vielfalt-AG unserer Schule, Margot Friedländer im Rahmen der Verleihung des Margot Friedländer-Preises in Berlin persönlich begegnen. Ausgezeichnet wurde unser erinnerungskulturelles Projekt – eine „Wanderausstellung mit Folgen“. Das damit verbundene Preisgeld war die entscheidende Grundlage dafür, dass wir unser Mahnmalprojekt in der geplanten Größe weiterverfolgen und umsetzen konnten.
So entstanden zwei Mahnmale als sichtbarer Ausdruck unseres Engagements: eines auf unserem Schulhof und ein Gegenstück an der Gedenkstätte „Kinder vom Bullenhuser Damm“ in Hamburg – als Zeichen gegen das Vergessen und für das Weitertragen von Verantwortung.
Die feierliche Preisverleihung fand im Max-Liebermann-Haus am Brandenburger Tor statt. Neben Vertreter*innen aus Politik und Kultur war auch Margot Friedländer selbst anwesend. In ihrer eindrucksvollen Rede rief sie uns immer wieder dazu auf, wachsam zu bleiben und uns aktiv gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form von Diskriminierung einzusetzen. Ihre eindringlichen Worte: „Ich mache das für euch. Seid Menschen!“ werden wir nie vergessen.
Besonders berührend war die Zeit nach der offiziellen Veranstaltung: Wir saßen über eine halbe Stunde lang mit Margot Friedländer zusammen, sprachen mit ihr, hörten ihr zu – und fühlten, wie sehr sie uns jungen Menschen vertraute. In ihrer Nähe lag etwas Friedliches und Starkes zugleich. Sie sprach offen, herzlich, eindringlich – voller Wärme, Lebensklugheit und echter Zuwendung. Margot Friedländer sprach nicht aus Bitterkeit, sondern mit Hoffnung. Nicht mit Zorn, sondern mit Menschlichkeit. Ihre Begegnung war für uns ein Moment großer Ehre – voller Klarheit und Liebe. Sie hat uns etwas anvertraut, das uns verpflichtet.
Unser Aufenthalt in Berlin wurde von einem vielfältigen Bildungsprogramm und dem Austausch mit anderen Preisträger*innen begleitet. Doch es ist vor allem Margot Friedländers Vermächtnis, das wir mitgenommen haben:
„Es gibt kein jüdisches Blut, kein christliches Blut, kein muslimisches Blut – es gibt nur menschliches Blut.“ Seid Menschen!
Diesen Aufruf tragen wir weiter. In unserem Projekt, in unserem Alltag, in unserem Herzen. Wir trauern um Margot Friedländer – und danken ihr. Für ihre Worte. Für ihr Vertrauen. Für ihre Liebe. Für ihre Menschlichkeit. Und für die Möglichkeit, durch sie etwas bewegen zu dürfen.
Ruhe in Frieden, Margot Friedländer. Du wirst nicht vergessen.
(Im Namen der Vielfalt-AG: Lauryn Abubakari, Matti Bliß, Anouk Fischer mit Eva Pruss Romagosa)