Studienfahrt nach Auschwitz – Vielfalt AG
Ich verlasse jetzt diesen Ort – aber dieser Ort wird mich nie mehr verlassen.“
– Lisa (VPb)
Diese Worte bringen auf den Punkt, was viele von uns nach dem Besuch in Auschwitz empfanden.
Unsere Studienfahrt der Vielfalt-AG nach Polen — mit Stationen in Warschau, Krakau und Auschwitz — war ein tiefgreifender Einschnitt und der bisherige Höhepunkt unserer mehr als dreijährigen Auseinandersetzung mit der Geschichte der zwanzig jüdischen Kinder vom Bullenhuser Damm.
Vom Mahnmal zur Reise
Als Preisträgerinnen und Preisträger des Bertini-Preises, den wir für unser Mahnmal-Projekt an der Brecht-Schule erhalten haben, wollten wir das Preisgeld bewusst in eine Reise investieren, die uns zu den historischen Orten führt.
Unser besonderer Dank gilt Nicole Mattern von der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm, die uns über drei Jahre hinweg intensiv begleitet hat — auch in der einjährigen Projektentwicklung für das Mahnmal, das wir schließlich gemeinsam mit dem Bildhauer Ulf Petersen entwickelt haben und das er dann für unsere Schule umgesetzt hat.
Stationen der Erinnerung
Warschau und Krakau
In Warschau und Krakau konnten wir bei geführten Rundgängen mehr über die jüdischen Ghettos und die systematische Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung erfahren. In beiden Städten wurde uns eindringlich vermittelt, mit welcher Brutalität und Systematik der Antisemitismus dort umgesetzt wurde, um den Menschen Leid zuzufügen, sie zu entrechten und ihre Entmenschlichung bewusst herbeizuführen.
An den historischen Orten bekamen wir eine Ahnung davon, welches unermessliche Leid die jüdischen Menschen in den Ghettos ertragen mussten — in einer Dimension, die unsere Vorstellungskraft übersteigt.
Auschwitz
Der Besuch in Auschwitz war der eindrücklichste und zugleich schwerste Teil der Reise. Früh am Morgen fuhren wir nach Oświęcim, wo wir über acht Stunden lang von einer deutschsprachigen Referentin sachlich und behutsam durch Auschwitz I und Auschwitz-Birkenau geführt wurden. Dort wurde uns auf erschütternde Weise bewusst, mit welcher unfassbaren Brutalität und Systematik die nationalsozialistischen Vernichtungspläne umgesetzt wurden. In Auschwitz wurden weit über eine Million Menschen ermordet, die meisten von ihnen Jüdinnen und Juden1. Doch jede Zahl bleibt abstrakt angesichts des Leids jedes einzelnen Menschen: Alle von ihnen hatten eine eigene Vergangenheit, eine Familie, Wünsche, Träume — und natürlich auch Zukunftspläne.
So tief gingen die Eindrücke — und so viel mehr hätten wir noch erfahren wollen, dass unsere Guide, Frau Pasternak, wie wir selbst gerne noch weitergemacht hätte. Doch wir waren schon die letzten Besucher:innen in der Gedenkstätte.
Eindrücke, die bleiben
Nach dieser intensiven Reise durch Warschau, Krakau und Auschwitz war uns klar: Diese Erfahrung lässt sich nicht in wenigen Worten zusammenfassen.
Jede:r von uns hat den Besuch auf eigene Weise erlebt — mit eigenen Gedanken, Emotionen und Fragen.
Deshalb haben wir unsere Eindrücke in persönlichen Kurztexten festgehalten — direkt im Anschluss an den Besuch oder in den Tagen danach. Diese Texte spiegeln, was uns bewegt hat, was nachwirkt und was noch nicht verarbeitet ist.
Manche Beiträge sind leise und tastend, andere sehr klar und direkt.
Einige von uns setzen sich weiterhin künstlerisch mit dem Erlebten auseinander — Maya Franzius in Zeichnungen, Matti Bliß in einer filmischen Dokumentation.
Erinnern und weitergeben
Wir möchten unser Wissen und unsere Erfahrungen gerne an unsere Mitschülerinnen und Mitschüler weitergeben — in Gesprächen, in Präsentationen und im gemeinsamen Erinnern.
Denn diese Reise wirkt in uns weiter. Und sie wird uns nicht mehr verlassen.
Wir veröffentlichen diese Stimmen, weil wir glauben: Erinnern und die Arbeit gegen Antisemitismus und Rassismus geschehen nicht nur in Gedenkstätten — sondern auch im Teilen.
Mit Mitschülerinnen, Familien, Lehrer:innen und allen, die bereit sind, hinzuhören.
Die Vielfalt-AG der Brecht-Schule
1 Wer sich genauer über die aktuellen historischen Erkenntnisse informieren möchte, findet weitere Informationen auf der offiziellen Seite der Gedenkstätte Auschwitz:
The Number of Victims – Memorial and Museum Auschwitz-Birkenau